Unsere über 100-jährige Geschichte

Am 16.09.2018 feierte der Ortsverein der Zellinger SPD im Ankergarten an der Zellinger Mainlände sein 100jähriges Bestehen. Jürgen Keller, der Vorsitzende des Ortsvereins, freute sich, dass an diesem Tag, der Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Dr. Ulrich Maly, in seiner „Festrede“ über die Bedeutung der Sozialdemokratie in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sprach.

100 Jahre Maly

Weil die SPD in Zellingen neben der politischen Arbeit sich schon immer als Akteur des gesellschaftlichen Lebens in der Marktgemeinde verstanden hat, war das Jubiläum auch ein Bürger- und Familienfest. Ab 13 Uhr unterhielten die Musikerinnen und Musiker von String’n Voices die Festbesucher mit Jazz, Blues, Gospels oder Countrysongs bis hin zu gefühlvollen Balladen und bekannten Oldies. Auf der Mainlände fanden Kinder und Familien den ganzen Nachmittag attraktive Angebote. Kinderschminken, Schaumkusswerfen, Holz- und Bastelarbeiten, Kicker, u.a. Spiele.

„Nie wieder Krieg!“ – mit diesem Ziel versammelten sich 1918, kurz nach Ende des 1. Weltkrieges, in der Wohnung des Schmiedes Leo Röder in seinem Haus in der Vorstadt die ersten Sozialdemokraten in Zellingen. Europa beklagte den Tod von fast 10 Millionen Menschen. Auch 75 Zellinger Männer kamen nicht mehr aus dem Krieg zurück. Zusammen mit der katastrophalen wirtschaftlichen Situation, Gründe genug für die Zellinger Genossen, sich unter diesem Motto zu vereinen und Politik mit diesem Ziel zu betreiben.

Unbekannter Sozi

Der „Demokraten Leo“ war die treibende Kraft in Zellingen, aus Retzbach erhielt er sehr bald Unterstützung durch Richard Kaiser, mit dem er sich jeden Sonntag traf. Bereits 1922 zählte der Ortsverein 84 Mitglieder, alles Männer. Im Gemeinderat stellte die SPD 1919-1925 die Gemeinderäte Leo Röder und Adam Bauernmees, in der darauffolgen Wahlperiode waren es Karl Höfling, Josef Küffner, Leo Röder und Josef Seubert.

Die sozialdemokratische Arbeiterbewegung wurde auch im Zellinger Vereinsleben aktiv. Um 1920/12 gründete sich der Arbeitersportvereien „Freie Turner“, etwas später der der Arbeiterchor „Sängervereinigung 1923“, um 1925 auch der „Radfahrverein Solidarität Zellingen“. Heute noch aktiv ist die Sängervereinigung 1923 Zellingen.

Nach der Machtübernahme Adolf Hitlers und der Nationalsozialisten wurden die Gewerkschaften zerschlagen und die SPD in Deutschland wird verboten. Dies galt auch für alle von der Arbeiterschaft gegründeten Vereine in Zellingen. Das Vermögen des Vereins wurde konfisziert, die SA hängte eine Hakenkreuzfahne am Rande des Sportplatzes am Main auf. Der Freie Turner Georg Beck kletterte mit Steigeisen auf den Baum und holte die verhasste Fahne runter, die er dann mit anderen Freien Turnern verbrannte.

Am 10. Juli 1933 müssen alle Zellinger Gemeideräte, die erst im April gewählt wurden, auf Druck des Regimes zurücktreten. Es wurde zwar noch einmal gewählt. Es gab aber nur eine Liste (NSDAP), die mit „ja“ oder „nein“ anzukreuzen war.

Einschüchtern ist das Gebot der Stunde. So wurden die Häuser der Sozialdemokraten, die auf Ihren Stimmzetten mit „Nein" stimmten, über Nacht von SA Leuten in roter Farbe mit einem NEIN beschmiert. Einer der Betroffenen, Anton Friedrich, lies das NEIN, auch nach dem Ende des Hitlerreiches an seinem Haus. „Das bleibt steh, so lang i lab“! So war es auch.

Nach dem Krieg und dem Zerfall des Dritten Reiches gründete sich am 01.01.1946 der SPD Ortverein neu. Er hat 25 Mitglieder. In den 50er Jahren erlebte der Ortsverein seine Blütezeit. Er stellte mit 5 Mitgliedern die Hälfte aller Zellinger Gemeinderäte und von 1956 bis 1960 mit Josef Endrich auch den 1. Bürgermeister in Zellingen. Insbesondere seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass Zellingen ein Freibad bekommen hat. Von dieser Entscheidung profitieren heute noch tausende Menschen aus der Region. Über 65.000 Besucher zählten die Verantwortlichen alleine in der Saison 2018.

Am 1. Januar 1958 wurde von Hermann kahl, Josef Schneider und Hermann Volkenstein der Ortsverein der SPD in Retzbach gegründet. Beide Vereine fusionierten 1981 zum SPD Ortsverein Markt Zellingen. Den Verantwortlichen der SPD vor Ort gelang es, im Wahlkampf 1961 den damaligen Regierenden Bürgermeister der Stadt Berlin nach Zellingen zu holen. So kam es, dass der spätere Bundeskanzler und Friedensnobelträger Willy Brandt, 1961 am „Zellinger Spätzplatz“ hunderten Zuhören seine politischen Visionen näher brachte.

Willy Brandt

Ein zweites Mal stellte die SPD von 1990 bis 1996 mit dem Retzbacher Bernd Oestemer den 1. Bürgermeister im Markt Zellingen. Er brachte die Erweiterung der Baugebiete Lerlach und Rosenstraße voran, setzte einen Schwerpunkt im Ausbau der nationalen und internationalen Städtepartnerschaften und lies den TURE, das Wahrzeichen Zellingens, sanieren.

Aktuell hat der Ortsverein 45 Mitglieder, 2015 gründeten 10 junge Genossen um Abdu Bilican die Jusos, deren jetziger Vositzender Christopher Amthor auch Vorstand der Jusos im Unterbezirk Main-Spessart /Miltenberg ist.

Schwerpunkt der SPD im Marktgemeinderat in den letzten drei Legislaturperioden war die Verbesserung der Lebensbedingungen für Kinder, Jugendliche und Familien im Markt Zellingen. Hauptsächlich der Initiative der SPD Fraktionen ist es zu verdanken, dass sich die Spielplatzsituation für Kinder deutlich verbesserte, die Hauptschule eine Ganztagsbetreuung bekommen hat, dass Ferienbetreuungen für Kinder, deren Eltern in den Ferien arbeiten müssen, eingeführt wurden, die Jugend Zellingens ein Jugendzentrum bekommen hat und für junge Familien ein Familienstützpunkt eröffnet wurde.