SPD-Kandidat Jürgen Keller möchte den Weg von Wieland Gsell weiterführen. Außerdem plant er, die Grundschulen zusammenzulegen und kommunalen Wohnraum zu schaffen.
Wieland Gsell hat der Kommune gutgetan", sagt Jürgen Keller. Weil der Zellinger Grünen-Bürgermeister im März nach zwölf Jahren im Amt nicht mehr antreten wird, möchte ihm Keller als SPD-Kandidat gern ins Rathaus folgen. "Ich bin seit sechs Jahren im Gemeinderat, im Ort vielfach engagiert und beruflich als Führungskraft erfahren", so Keller. Deshalb ist ihm vor dem Bürgermeisteramt nicht bange. Der 56-Jährige sagt bestimmt: "Das kann ich."
Keller sieht seine Kandidatur als Möglichkeit, Zellingen etwas zurückzugeben. "Ich kam 1997 aus Oberfranken hierher und bin heimisch geworden", erzählt er. "Der Ort hat meiner Familie und mir sehr gutgetan." Sich zu engagieren und einzubringen liege in seiner Natur. Er sei bereit und willens, das Amt auch zwei Wahlperioden lang zu übernehmen.
Anstehende Projekte und Ideen
Die nächsten Projekte der Marktgemeinde stehen schon fest. Der Gemeinderat plant die Sanierung der Kindergärten in Retzbach und Zellingen, den Bau eines Feuerwehrhauses in Retzbach, die Sanierung der Mehrzweckhalle und die Baugebiete "Dürre Wiese" und "Klinge". "Das ist alles auf den Weg gebracht; das möchte ich umsetzen", sagt Keller. Aber er hat noch mehr Ideen.
"Zurzeit betreiben wir eine Grundschule mit zwei Standorten – Zellingen und Retzbach. Das Retzbacher Gebäude müsste demnächst komplett saniert werden." Jürgen Keller glaubt: "Ein Standort wäre sinnvoller. Dort könnten wir auch ein Ganztagsmodell anbieten." Zusätzlich zur anstehenden Sanierung beider Kindergärten könnte er sich eine Waldkindergartengruppe vorstellen. "Dafür gibt es einige Interessenten. Und das wäre platzmäßig flexibel und erschwinglich."
Ein Anliegen ist es Keller auch, Wohnraum zu schaffen. "Der Markt besitzt drei Wohnhäuser und hat aktuell 17 Wohnungen vermietet. Diese Zahl könnten wir verdoppeln." Zur Umsetzung wünscht sich Keller eine Baugenossenschaft des Landkreises, an der sich einzelne Kommunen projektorientiert beteiligen können. Aber auch mit rein kommunalen Mitteln sei so etwas umsetzbar.
"Herzensprojekt Anker"
Neben weiteren Ideen – mehr Photovoltaik auf öffentlichen Gebäuden, E-Bikes für die Verwaltung, Bürgerbeteiligung an Windrädern – möchte Keller auch sein Herzensprojekt, das Zellinger Ankergarten-Gelände, realisieren. Kellers Arbeitgeber, die Evangelische Jugendhilfe, hat das Objekt gekauft und den Biergarten im Sommer 2019 erfolgreich betrieben. "Es war immer voll", sagt Keller. Das frühere Gaststätten-Gebäude soll saniert und dann als Gaststätte und Hotel betrieben werden. "Als inklusiver Betrieb, in dem Menschen mit Behinderung arbeiten", erklärt er. "Das wäre für Zellingen ein Gewinn."
Grundsätzlich möchte der gläubige Christ "Bürgermeister für alle" sein, für Zellinger, Retzbacher und Duttenbrunner, Jung und Alt, egal, welcher politischen Richtung. "Das ist mein Anspruch." Er glaubt, dass fraktionsübergreifende Arbeit im Gemeinderat möglich ist. "Nach dem reinigenden Gewitter im Herbst haben wir zu einem neuen, konstruktiven Stil gefunden." Die Jahresabschlussreden seien versöhnlich gewesen. Und durch die Wahl entstehe ohnehin eine neue Konstellation. Die überwiegende Mehrheit der Listenkandidaten für den Gemeinderat kenne er. "Ich glaube, ich kann mit fast allen gut zusammenarbeiten."
Seine Chancen, gewählt zu werden, könne er kaum einschätzen, sagt Jürgen Keller. Er sagt, CSU-Kandidat Stefan Wohlfart habe "vielleicht einen Heimvorteil". Keller aber freut sich, dass die Zellinger Grünen beschlossen haben, keinen eigenen Kandidaten aufzustellen und stattdessen ihn zu unterstützen – so wie die SPD bei der letzten Wahl Gsell unterstützt hat. Und Wieland Gsell kandidiert auf der Liste für den Gemeinderat. Keller sagt: "Das zeigt, dass es ihm um die Sache geht. Es wäre für den künftigen Bürgermeister ein Pfund, so einen erfahrenen Mann im Gremium zu wissen." Jürgen Keller will seine Nachfolge antreten.
Zur Person
Jürgen Keller wurde am 11. Mai 1963 in Oberlangenstadt in Oberfranken geboren. Er wuchs in Burgkunstadt auf. Seit 1997 wohnt Keller in Zellingen. Er ist verheiratet und hat fünf Kinder, zwei davon wohnen noch zuhause. Keller ist Bereichsleiter bei der Evangelischen Jugendhilfe in Würzburg. Vor dem Sozialpädagogik-Studium war er Polizist. Als er beim Einsatz in Wackersdorf die Personalien demonstrierender Freunde und Nachbarn aufnehmen sollte und das polizeiliche Vorgehen gegen demonstrierende Bürger für Unrecht hielt, quittierte er den Dienst. Der 56-Jährige war früher begeisterter Handballer. Heute fährt er gerne mit dem Rad durch die Natur und liest in seiner Freizeit.